Die Liebe zu Gott
Autor Dr.Wladimir Antonow
Übersetzt ins Deutsch von Andrzej Szypulski und Galina Nikolenko
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Der spirituelle Weg ist für diejenigen, die stark und
zielbewusst gehen, ein Weg der zunehmenden Glückseligkeit und Freude!
Warum aber gehen ihn so wenige Menschen? Und warum geben sich so
viele vollends zufrieden mit pseudoreligiösen Handlungen, indem sie etwa
Ostereier färben, sich an Festtagen “tüchtig” betrinken und rituell Tiere und
Pflanzen töten?
Ist es bloß ein Mangel ein Verstand, der sie zu diesen
Ersatzmitteln drängt, welche in Wirklichkeit oft Übertretungen vor dem Angesicht
Gottes sind? Oder kommt es noch auf fehlende Liebe zu Gott an?
Die Liebe zu Gott bedeutet nicht die Teilnahme an Riten “auf
alle Fälle” — falls Er also doch existiert und einen bestrafen könnte! Die Liebe
zu Gott ist eine Liebesneigung zu Ihm — dazu, Ihn zu erkennen und mit Ihm zu
verschmelzen. Sie ähnelt der sexuellen Leidenschaft: Die in Ihn Verliebten
sehnen sich nach Ihm und sättigen sich mit Glückseligkeit in Augenblicken der
Begegnung — während erfolgreicher Meditationen.
Ja, um Gott so lieb zu gewinnen, muss man es in der Tat bereits
verstehen, zu lieben und sich zu verlieben. Für einen Menschen, der nicht lieben
kann, ist Gott unerreichbar. Davon sprach schon
Jesus: Lernt
zunächst einander zu lieben — erst dann werdet ihr eure bereits entwickelte
Liebe auf Gott Vater richten können.
Man muss aber nicht unbedingt eine ganze Inkarnation lang schwer
darauf hinarbeiten, die Kunst irdischer Liebe zu lernen. Man kann sich das
Lernen wesentlich verkürzen, indem man spezielle Techniken zur Entwicklung des
Liebesorgans — des spirituellen Herzens — anwendet. Auch ist es wichtig zu
verstehen, was Gott eigentlich ist: Es können einen seriösen Menschen ja nicht
die Märchengestalten zur Liebe hinreißen, die von “Hirten” der entarteten
religiösen Richtungen gepredigt werden!
… Gott Vater wird dem Menschen nur im Mönchtum erkennbar. Doch
das Mönchtum ist nicht das Tragen einer Uniform der einen oder anderen Farbe —
schwarz, weiß, orange… Und auch nicht eine stolze Selbstbetitelung mit einem
neuen — oft fremdländischen — Namen. Dies sind alles kindische “Religionsspiele”
erwachsener Menschen.
Das wahre Mönchtum ist nicht unbedingt ein Klosterleben. Auch
nicht eine Absage an Familie und Sozialdienst. Und auch nicht ein kategorischer
Zölibat. Und nicht ein “Töten des Fleisches” durch Ablehnung elementarer
Hygiene, durch Ketten und Krankheiten.
Das wahre Mönchtum ist ein Zustand, bei dem die
Indriyas nicht an Objekte der materiellen Welt gebunden sind, sondern an
Gott. Dies ist ein Resultat der Verliebtheit einer durch Meditationstraining
entwickelten Seele in Gott.
Der Mönch ist — nach Gottes Auffassung — ein Mensch, der im
Zustand beständiger Konzentration (Wachsamkeit) lebt, ein Mensch, der sich in
einem “Totalkrieg” gegen seine Laster und Unzulänglichkeiten empfindet. Dieser
spirituelle Krieger kämpft auch für das Wohlergehen seiner Gefährten auf dem
spirituellen Weg.
Wichtige Attribute eines Kriegermönches sind: ein abgeschiedener
Raum (Zimmer oder Haus), wo er schläft und allein mit Gott einen wesentlichen
Teil seiner Zeit verbringt, sowie die Möglichkeit, sich in den Schoß der Natur
zu meditativer Arbeit zurückzuziehen.
Äußerst wichtig ist es noch die Möglichkeit zu haben, den ganzen
Körper jeden Tag mit Seife zu waschen. Körperliche Sauberkeit fördert
Gesundheit, frische Wahrnehmungen und feine Emotionen.
Nützlich sind auch Quarzlampen, zumal wenn man in nördlichen
Breiten lebt, um sich das ganze Jahr hindurch zu sonnen. Sonnenstrahlen — nicht
nur “lebendige”, sondern sogar vom Menschen künstlich erzeugte und modellierte —
bringen uns Gesundheit und sind dem Wohlergehen unserer Körper und Seelen
förderlich.
Zum Leben eines Mönches gehören auch unbedingt grundlegende
spirituelle Bücher, befreundete Weggefährte und, das Wichtigste, Gott als ein
fortwährend empfundener Lehrer, Ratgeber, als ein liebevoller und fürsorglicher,
unseren Abweichungen vom Weg zu Ihm aber strenger Universale Vater-Mutter.
Der Erfolgsmaßstab eines spirituellen Mönch-Kriegers ist ein
verschwindender Egozentrismus (dieser kommt durch Reizbarkeit und das Bestreben,
etwas “für sich” zu erhalten, zum Vorschein) und ein allmählich wachsender
Gott-Zentrismus.
Letzterer impliziert nicht ein intellektuelles Wissen darüber,
was Gott eben ist, sondern ein reales Fühlen, dass Er überall und in allem ist,
dass Er Alles ist. Hierbei schwindet das Empfinden des “Selbst” dahin:
Das persönliche niedere “Ich” löst sich — durch ein Zusammenwachsen der
Indriyas mit Gott — allmählich in Ihm auf. Dies verändert grundsätzlich den
ökologischen Status des Menschen, nicht wahr?
… Einem spirituellen Kämpfer, der leidenschaftlich in den
Schöpfer verliebt ist und sich keinen anderen Sinn seines Lebens denken kann als
nur den, in der Liebe mit Ihm zu verschmelzen und anderen dabei zu helfen,
gestattet Er, in Seine Wohnstätte umzuziehen — in Sich Selbst. Wer als
spirituelles Herz sich dort niedergelassen hat, kann zum ersten Mal real seinen
Höchsten Geliebten in die Arme des Bewusstseins schließen.
Die nun folgende Festigung des Vereintseins mit Ihm erlaubt es,
aus Seiner Wohnstätte heraus zu handeln beginnen und sich dabei als Seinen Teil
zu empfinden.
Dies ist denn auch die vollkommene spirituelle
Selbstverwirklichung, die volle Befreiung, das höchste Nirwana, die Vollendung
der eigenen persönlichen Evolution als Mensch, das volle Erkennen Gottes und des
Selbst, die Verschmelzung mit Ihm zu einer Einheit.
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